Schlüchtern, Evangelische Stadtkirche St. Michael (2023)

Standkreuz (Detail)
Standkreuz (Detail)

Am Ostermontag 2023 wurde die Ev. Stadtkirche St. Michael nach umfangreicher Renovierung in einem festlichen Gottesdienst wiedereröffnet. Der Innenraum der Kirche ist nun hell gefasst, so wie sie in ihrer Ursprungsversion um 1840 ausgesehen hatte. Die Farbgestaltung nimmt sich zurück und betont die Architektur.

 

Im Verlauf der Sanierungsarbeiten, koordiniert durch das Gelnhäuser Ingenieurbüro Frischmuth GmbH, entwickelte sich auch die Umstrukturierung des Altarraums und die Neugestaltung des Interieurs. Hierfür wurde 2019 ein Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben.

 

Das Konzept verbindet Altes mit Neuem. Der neue Standort des Taufsteins im Eingangsbereich symbolisiert den Eintritt in die Glaubensgemeinschaft durch die Taufe. Ein neugestaltetes mobiles Taufgestell nimmt den Stein des ehemaligen Benediktinerklosters von 1534 in seine Mitte. Vom Taufstein wandert der Blick in den Altarraum und weiter nach oben zur Stirnwand. Je nach Betrachtungswinkel reflektieren die wellenförmig angeordneten Farbglassteine das Licht; fließende Oberflächen lassen den Herstellungsprozess der thermischen Verformung sichtbar werden.

 

Darunter liegt die neue Bodenplatte mit angrenzender Kanzelwand aus Jura Kalkstein. Das L-förmige Arrangement der Steinplatten ist Resultat einer konsequenten Materialauslese, verbunden mit visueller Ruhe und wiedererlangter Symmetrie. Sowohl der alte Kanzelkorb als auch die bei einer Renovierung in den 1950er Jahren asymmetrisch angebrachten Betonstufen konnten so in das Konzept integriert werden und erhalten bleiben. 

 

Im Zentrum des Altarraums steht der neue Altar. Dahinter findet die Gemeinde das vertraute Altarkreuz wieder, umgearbeitet und erweitert zum Standkreuz. Ein bewegliches Lesepult entlang der Achse zum Kanzelaufgang, Kerzentisch, Osterkerzenhalter, Bibelablage und zwei Altarleuchter, begleitet von neuen Antependien, ergänzen die neue Ausstattung.

 

Die langen Antependienbänder entsprechen in ihrem Grundkolorit den vier liturgischen Farben Grün, Weiß, Violett und Rot. Sie wurden in der Textilwerkstatt am Elisabethenstift gGmbH, Darmstadt hergestellt. Applikationen individuell angefertigter Handfilze und Stickereien aus reinen Leinen- und Baumwollgarnen auf semi-transparentem Textil lassen einen malerischen Eindruck und kontrastreichen Wechsel zwischen Transluzenz und Dichte entstehen.

 

Ausführung der Prinzipalstücke: Schmiede und Tischlerei AbteiWaren Königsmünster GmbH, Meschede. Gebeiztes Eichenholz trifft auf patinierten Tombak, partiell aufgeschliffen. Holz und Metall wurden gewachst.

 

Metall ist auch Bestandteil der Glasarbeit. Es dient als Träger für die 148 mit Abstand auf die Wand montierten farbigen Gläser. Eine besondere rückseitige Fassung lässt leicht farbige Schatten entstehen. Umsetzung des Entwurfs: Glasmalerei Peters GmbH, Paderborn.

Foto: W. Battelfeld, Schlüchtern
Foto: W. Battelfeld, Schlüchtern
Foto: W. Battefeld, Schlüchtern
Foto: W. Battefeld, Schlüchtern
Foto: W. Battefeld, Schlüchtern
Foto: W. Battefeld, Schlüchtern
Foto: W. Battefeld, Schlüchtern
Foto: W. Battefeld, Schlüchtern

Foto: W. Battefeld, Schlüchtern
Foto: W. Battefeld, Schlüchtern
Raumfassung vor der 2023 abgeschlossenen Renovierung und Umgestaltung
Raumfassung vor der 2023 abgeschlossenen Renovierung und Umgestaltung